Direkt zum Inhalt
Stainless-steel pipe welding

Chrom(VI) auch in Schweißrauch enthalten!

Absaugung von Schweiß- und Schneiddämpfen 4 Juni 2019 Gesundheitsrisiken

Was ist Chrom(VI) und wie lautet der beste Schutz davor?

Erst im Februar 2019 wurde den 800 Mitarbeitern eines NedTrain-Eisenbahnwerks der Nederlandse Spoorwegen in Tilburg (Niederlande), die während ihrer Arbeiten gefährlichem Chrom(VI) ausgesetzt waren, eine finanzielle Entschädigung zugesprochen. Dadurch wurde erneut auf die von dieser Substanz ausgehenden Gefahren aufmerksam gemacht.

Die Stadt Tilburg muss die insgesamt 10 Mio. Euro nicht nur an die Mitarbeiter der Nederlandse Spoorwegen auszahlen, die an Chrom(VI) erkrankt sind, sondern auch an weitere Personen, die dieser Verbindung ausgesetzt waren.

Vielen Stahllegierungen wird Chrom zur Härtung des Werkstoffs hinzugefügt und um es korrosionsbeständiger zu machen. Vom Chrom selbst gehen keine großen Gefahren aus. Beim Schweißen oder Schleifen von verchromten Metall jedoch oxidiert Chrom zu gefährlichem sechswertigen Chrom bzw. Chrom(VI). Dieser Stoff wird aufgrund seiner korrosionsschützenden Eigenschaften auch bestimmten Farben und Beschichtungsmaterialien hinzugefügt. Die betroffenen Arbeiter in Tilburg mussten jahrelang Züge von Farbresten befreien, die Chrom(VI)-Verbindungen enthielten. Nederlandse Spoorwegen wurde beschuldigt, in Kenntnis darüber gewesen zu sein, dass diese Züge mit Chrom(VI)-haltigen Farben lackiert waren. Diese Tatsache habe das Unternehmen aber gegenüber der Stadt Tilburg verschwiegen. Die Ermittler waren regelrecht geschockt und erhoben massive Anschuldigungen nicht nur gegenüber NedTrain, sondern auch der Stadt Tilburg, die keinerlei Nachforschungen betrieben hat.

Chrom(VI)-Verbindungen in Schweißrauch

Chrom(VI) ist nicht nur in Farben und Beschichtungsmaterialien enthalten, sondern auch in bestimmten Schweißrauchtypen. Die Gesundheitsrisiken können somit einen viel größeren Bereich betreffen als ursprünglich angenommen.

In den letzten Jahren wurden immer weitere Informationen über die Gefahren bekanntgegeben, die von sechswertigem Chrom bzw. Chrom(VI) in Schweißrauch ausgehen. Diese Gefahren betreffen das Atemsystem, die Leber, Nieren, Haut, Nase und Augen und sind Ursache für Krebserkrankungen sowie COPD1. Ungefähr 400.000 Arbeiter2 in den Niederlanden arbeiten regelmäßig unter Arbeitsbedingungen, in denen sie Schweißrauch ausgesetzt sind.

Was ist Chrom(VI) bzw. sechswertiges Chrom?

Dieser Stoff besitzt gleich mehrere Bezeichnungen und ist als Chrom 6, Chromium 6, Chrom(VI) oder kurz Cr(VI) bekannt. Die Langbezeichnung lautet sechswertiges Chrom. Die Bezeichnung Chrom leitet sich vom griechischen Wort „chroma“ ab und bedeutet „Farbe“. In seiner mineralischen Form wird Chrom bereits seit dem 18. Jahrhundert als Farbpigment verwendet.

Zwischen den unterschiedlichen Erscheinungsformen von Chrom bestehen einige Unterschiede. Folgende drei Chromverbindungen gehören zu den gängigsten Erscheinungsformen: Am bekanntesten ist wohl das auch Chrommetall genannte Cr(0), mit dem z. B. Badarmaturen und Oldtimer beschichtet sind und das in zahlreichen Legierungen enthalten ist.

Cr(III) bzw. dreiwertiges Chrom ist ein natürliches Element, das in Steinen, Tieren und Pflanzen vorkommt. In geringen Dosierungen dient es als ein wichtiger Nährstoff für den Kohlenhydrat- und Lipidstoffwechsel.

Cr(VI) bzw. sechswertiges Chrom hingegen ist die gefährliche Variante von Chrom. Es kann eingeatmet oder verschluckt werden, aber auch über Ihre Haut eindringen und Krankheiten verursachen.

Zu den ernsthaften Folgen gehören Autoimmunkrankheiten und Krebs.

In Wasser gelöstes sechswertiges Chrom wandelt sich in dreiwertiges Chrom um. Diese Umwandlung findet im menschlichen Körper statt. Die Gefährlichkeit dieses Prozesses wird davon bestimmt, wo dieser stattfindet: entweder innerhalb einer Zelle oder außerhalb.

Findet die Umwandlung in dreiwertiges Chrom innerhalb einer Zelle statt, dann kann die Zelle dadurch beschädigt werden, was zu zahlreichen Gesundheitsproblemen führen kann. Diese Risiken umfassen eine Beschädigung der DNA, die zu Autoimmunkrankheiten und Krebs führen.

Bei einer Umwandlung außerhalb der Zelle, z. B. in Schweißflüssigkeit oder Magensäure, ergeben sich keine schädlichen Folgen. Je mehr sechswertiges Chrom jedoch am Arbeitsplatz oxidiert, umso größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass sechswertiges Chrom in die Zellen eindringt und diese beschädigt. Je größer somit eine Exposition gegenüber Chrom(VI) ausfällt, umso größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass Sie Chrom(VI) zum Opfer fallen.

Wo überall tritt sechswertiges Chrom auf?

Eine Exposition gegenüber sechswertigem Chrom in Schweißrauch ist in erster Linie beim Schweißen von Edelstahl gegeben. Dies bedeutet aber nicht, dass eine Exposition sich allein auf diesen Werkstoff beschränkt. Chrom wird üblicherweise keinen anderen Stahlsorten hinzugefügt, kann aber in niedrigen Konzentrationen anwesend sein, wenn bei der Herstellung des Stahls auf Stahlschrott zurückgegriffen wurde. Eine Exposition gegenüber Schweißrauch findet in zahlreichen Branchen statt. Zu den am meisten gefährdeten Personen gehören Arbeiter in der Bau- und Metallindustrie, im Schiffbau und im Transportwesen.

Schweißer sind dabei nicht die einzigen Personen, die den von sechswertigem Chrom ausgehenden Gefährdungen ausgesetzt sind. Auch andere Personen der oben aufgeführten Branchen sind von diesem Risiko betroffen.

Wo sonst wird sechswertiges Chrom verwendet?

Chrom(VI)-haltige Farbe wird im großen Umfang für den Schutz von militärischer Ausrüstung eingesetzt. Das niederländische Verteidigungsministerium hat in den letzten Jahren zahlreiche Vorfälle gemeldet, die dem Umgang mit sechswertigem Chrom geschuldet sind. Wird bei Arbeiten an Ausrüstungen und Gebäuden sechswertiges Chrom festgestellt, muss dies gemeldet und entsprechende Maßnahmen ergriffen werden. Alle Meldungen und Maßnahmen werden auf einer vom Ministerium erstellten Website veröffentlicht.

Auch Infrastrukturprojekte können von der gefährlichen Substanz betroffen sein. Ein großes Instandsetzungsprojekt an einer Autobahnbrücke in den Niederlanden z. B. erfordert mehr Zeit und besitzt größere Auswirkungen auf den Straßenverkehr als vorgesehen. Sie können hierfür die Schuld dem in der alten Farbe entdeckten sechswertigen Chrom geben und den entsprechenden erforderlichen Maßnahmen, die zum Schutz der Arbeiter und Verkehrsteilnehmer ergriffen werden mussten.

Sinnvoller Schutz gegen Gefährdungen durch Chrom(VI)

Die in den Niederlanden max. zulässige Konzentration an sechswertigem Chrom beträgt 1 µg/m3 (zeitgew. Mittelwert für 8 h/Tag und 40 h/Woche Arbeitszeit), und beträgt für Schweißrauch allgemein 1 mg/m3.

In den USA werden strengere Empfehlungen ausgesprochen: Die NIOSH empfiehlt eine Begrenzung der Exposition gegenüber allen in der Luft enthaltenen Cr(VI)-Verbindungen auf eine Konzentration von 0,2 µg Cr(VI)/m3 (zeitgew. Mittelwert für 8 h/Tag und 40 h/Woche Arbeitszeit3).

Um sicherzustellen, dass Ihre Mitarbeiter keinen zu hohen Mengen an gefährlichen Stoffen ausgesetzt sind, müssen Sie in Ihren Arbeitsbereichen geeignete Absaugentlüftungs- und Filtrationseinrichtungen gebrauchen. Diese Maßnahmen schützen nicht nur Ihre Schweißer, sondern auch andere Mitarbeiter, die Trenn-, Schleif- und Strahlarbeiten ausführen müssen, und sogar Staplerfahrer, Wartungskräfte und Teamleiter.

Sorgen Sie bitte dafür, dass Ihre Mitarbeiter bei allen Schweiß-, Trenn-, Schleif- und Strahlarbeiten persönliche Schutzausrüstung (PSA) tragen, z. B. PersonalPro-Schweißhelme.

Was die Anwendung von Farben und Beschichtungsstoffen anbetrifft, sollte dabei weitestgehend auf sechswertiges Chrom verzichtet werden. In einigen Bereichen jedoch gibt es kaum Alternativen. Wir empfehlen dabei dringend, geeignete Maßnahmen gegen eine Exposition zu ergreifen. Stellen Sie dabei sicher, dass alle Mitarbeiter über die erforderlichen Mittel verfügen (Lüftungssysteme und PSA), um sich selbst zu schützen und um alle Gesundheitsrisiken auf ein Minimum zu reduzieren.

Reduzierung der Exposition gegenüber Schweißrauch

Internationale Normen schreiben eine bevorzugte Reihenfolge für Maßnahmen zur Beseitigung von Schweißrauch vor. An erster Stelle muss die Erzeugung von Schweißrauch reduziert oder sogar ganz vermieden werden. An zweiter Stelle kommt schon die Punktabsaugung von Schweißrauch. Es folgen Maßnahmen zur Separation der Entstehungsquelle vom Menschen mittels Automatisierung, die um eine über dem Schweißroboter montierte Absaughaube ergänzt werden können. Ist Ersteres nicht möglich oder nicht ausreichend, weil sehr große Werkstücke zu bearbeiten sind, dann wird eine Raumfiltration und das Tragen von persönlicher Arbeitsschutzausrüstung empfohlen.

Genauso wichtig ist jedoch auch der korrekte Gebrauch dieser Absaugausrüstung durch die Arbeiter und eine vom Arbeitgeber regelmäßig veranlasste Wartung des Systems, damit die Absaugung so wirkungsvoll wie vorhergesagt funktioniert.

Für weitere Informationen nehmen Sie bitte Kontakt zu uns oder zu einem unserer autorisierten Vertriebspartner auf.

War das hilfreich für Sie?
CAPTCHA

Brauchen Sie Hilfe?

WIR SIND FÜR SIE DA 

CTA icon sample

Fragen nach dem Lesen des Artikels?

Wir helfen Ihnen gerne!

Anmeldung zum Newsletter

Bleiben Sie auf dem Laufenden

Kontakt-Formular

Fragen Sie uns

Nächstgelegene Standorte

Finden Sie heraus, wo wir sind